Weihnachten: Erwartungen – Abgrenzung

Für die meisten von uns Angehörige von Suchtkranken ist die Weihnachtszeit besonders herausfordernd. Während überall von Harmonie, Familienglück und „stillen Nächten“ gesprochen wird, sieht die Realität oft anders aus: alte Muster, ungelöste Spannungen, die Angst vor Konsum oder Rückfällen, Erwartungen und der Druck, alles irgendwie „schön“ zu gestalten.



 

 

▪︎ Rituale erzeugen Pflichtgefühl (doch Rituale dürfen verändert werden)

▪︎ Erwartungen sind stark, auch ohne Worte. Viele Angehörige spüren den Auftrag, alles stabil zu halten

▪︎ Harmoniezwang erschöpft

▪︎ Alte Rollen tauchen wieder auf, z.B. beschwichtigen, organisieren, stark sein

▪︎ Nur weil du die Stimmung im Raum "lesen" kannst, wird sie nicht zu deiner Verantwortung



Abgrenzung ist kein Rückzug, sondern oftmals Selbstachtung

Abgrenzung bedeutet nicht, sich zu entziehen oder jemanden im Stich zu lassen.

Es bedeutet nicht Liebesentzug oder Bestrafung.

 

Abgrenzung bedeutet:

  • zu spüren, was dir guttut und was nicht,
  • nicht alles "aufzufangen", sondern loszulassen
  • deine Verantwortung von der Verantwortung des anderen zu unterscheiden,
  • sich nicht in Konflikte oder Stimmungen hineinzuziehen lassen, die nicht deine sind.

 

 

Viele leiden an "emotionalen Schulden", die sie glauben, gegenüber der Familie zu haben. Die Wahrheit aber ist: 

Erwartungen müssen nicht erfüllt werden, nur weil sie existieren.

 

 

Praktische Wege zu mehr "Distanz" und Selbstfürsorge in der Weihnachtszeit

1. Grenzen früh und klar setzen

„Ich komme gern vorbei, aber nur für ein paar Stunden.“

„Ich möchte dieses Jahr kein großes Programm.“

 

2. Verantwortung zurückgeben

Jede erwachsene Person trägt Verantwortung für ihr Verhalten – auch an Weihnachten.

 

3. Pausen aktiv einplanen

Ein kurzer Spaziergang, ein Rückzug ins eigene Zimmer, ein Telefonat mit einer vertrauten Person – das sind wichtige Atemräume.

 

4. Das eigene Wohlbefinden bewusst schützen

Wenn Alkohol bei Feiern eine Rolle spielt oder Sie Anspannung spüren, dürfen Sie:

- früher gehen,

- Orte oder Situationen meiden,

- alternative Pläne machen.

 

5. Emotionale Distanz wahren

Du musst nicht alles kommentieren, nicht alles erklären, nicht alles tragen.

Es darf dir gut gehen, auch wenn es anderen gerade nicht gut geht.

 

Deine Abgrenzung ist kein Mangel an Liebe. Sie ist ein Zeichen dafür, dass du dich ernst nimmst – und damit auch langfristig stabiler sein zu können.

 

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